Auch in Podcasts
gibt es Krimis. Mal sind sie reine Fiktion, mal geht es um wahre
Fälle und manchmal hat man das Gefühl, man wäre hautnah bei einem
der spektakulärsten Skandale im Nachkriegsdeutschland dabei – denn
man hört Originalaufnahmen der Beteiligten. Hier kommt drei mal
spannende Unterhaltung.
Der ARD Radio-Tatort
Sonntag 20.15 im Ersten. Es
ist Tatort-Zeit. Wenn nicht gerade der „Polizeiruf 110“ läuft.
Es ist mehr als eine Krimiserie, die Folgen werden meistens erregt
diskutiert und auch auf Twitter wird unter #tatort, eifrig
kommentiert.
Doch es gibt auch den anderen
Tatort, den Tatort „to go“ fürs Handy: Jeden Monat erscheint
eine Folge, des „ARD-Radio-Tatort", die im Radio als Hörspiel
läuft und dann als Podcast abrufbar ist.
Wie in den Fernsehepisoden
gibt es auch hier regional unterschiedliche Ermittlerteams, die sich
auf die Suche nach den Tätern machen. Allerdings sind Ermittlerinnen
und Ermittler andere und auch die Schauplätze müssen nicht
unbedingt die gleichen sein. Apropos Ermittlerinnen und Ermittler: Im
Gegensatz zum Fernsehen wird hier teilweise viel deutlicher Dialekt
gesprochen. Was aber auf der Hand liegt: Denn im Film reicht ein
Schwenk über die Skyline einer Stadt und man weiß sofort, ob die
Handlung in Dortmund, Stuttgart, München oder Münster spielt.
Lokalkolorit auf Knopfdruck sozusagen. Beim Audio sorgt dann eben die
Sprache dafür, dass man sofort weiß, wo der Tatort spielt.
Mit fast 60 Minuten Dauer ist
der Radio-Tatort ein Podcast, für den man sich am Stück Zeit nehmen
sollte. Es sind gut produziert und geschriebene Kriminalhörspiele,
genau richtig für eine lange Zugfahrt. Oder auch abends zum
runterkommen wenn man den ganzen Tag sowieso schon vor dem Bildschirm
saß und deshalb auch keine Lust zu lesen mehr hat.
Klar ist aber auch: So wie
nicht jeder Fernseh-Tatort immer ein Volltreffer ist, begeistert auch
der kleine Bruder aus dem Radio nicht immer. Aber gerade diese
Unterschiede sind es, die die Serie im Radio wie im Fernsehen den
Tatort so besonders machen. Mit einem kleinen Unterschied: während
man beim Fernseh-Tatort bis zum nächsten Sonntag warten muss, ist
hier die nächste Folge nur einen Klick in der Podcast-App entfernt.
Hier geht es zum ARD
Radio-Tatort https://www.ardaudiothek.de/ard-radio-tatort/1998988
Die Zeit: Verbrechen
„Im Namen des Volkes“ -
wenn eine Richterin oder ein Richter diese Worte spricht, ist das
Urteil gefällt. Ein Moment, dem monatelange, manchmal jahrelange
Arbeit vorausgeht. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln, vor
Gericht werden Zeugen gehört, Beweise begutachtet, tragen
Verteidiger alles vor, was die Angeklagten entlasten könnte. Und das
Volk, in dessen Namen das Urteil gefällt wird, bekommt davon nur das
mit, was in eine Zeitungsmeldung, einen Nachrichtenbeitrag oder in
die 280 Zeichen auf Twitter passt. Man erfährt, was das Gericht
entschieden hat, aber nicht warum. Hintergründe bleiben auf der
Strecke.
Für diese Hintergründe ist
Sabine Rückert die Expertin. Sie ist Chefredakteurin bei der ZEIT
und Kriminalfälle und deren Aufklärung sind ihr großes Thema. Sie
hat aufsehenerregende Strafprozesse verfolgt, wurde für ihre
Gerichtsreportagen ausgezeichnet und konnte sogar Justizirrtümer
aufklären.
Im Podcast „Die Zeit:
Verbrechen“ spricht sie über die Fälle ihrer Karriere. Sie nimmt
die Hörerinnen und Hörer mit in die Details eines Verbrechens. Das
ist manchmal durchaus gruselig, weil es sich ja um echte Täter,
echte Verbrechen und daher auch um echte Opfer und um echtes Leid
geht. Aber es sind auch spannende Einblicke hinter die Kulissen
unseres Rechtssystems.
Hier geht es zum Podcast „Die
Zeit: Verbrechen“.
Faking Hitler
Am 6. Mai 1983 ließ das
Bundeskriminalamt die Bombe platzen: Es gab bekannt, dass die
Tagebücher von Adolf Hitler, die die Illustrierte „Stern“ für
9.3 Millionen Mark gekauft und schon teilweise veröffentlicht hatte,
ein Fälschung waren. Einer der größten Presseskandale in
Deutschland.
Der Podcast „Faking Hitler“
zeichnet diese Geschichte nach. Und das ist eine echte
Meisterleistung! Obwohl man weiß, wie es ausgeht und obwohl man die
Geschichte kennt, ist der Podcast unfassbar spannend und man freut
sich schon beim Abspann auf die nächste Folge.
Damit das gelingt, greift der
Podcast auf einzigartige Tondokumente zurück: Die Mitschnitte der
Telefonate, die Stern-Reporter Gerd Heidemann mit dem Fälscher
Konrad Kujau führte. Man ist beim Hören der Folgen also quasi
hautnah dabei und erlebt mit, wie sich die Geschichte entwickelt.
Abgerundet wird das Ganze durch viele Interviews, in denen Zeitzeugen
und Stern-Journalistinnen und – Journalisten zu Wort kommen.
Ein Meisterstück, dass
Geschichte lebendig werden lässt. Hier
klicken und los geht‘s mit „Faking Hitler“
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